Freitag, 17. August 2007

Floating villages

Hallo, aus Battambang!
Heute moechte ich euch von unserer Reise von Siam Reap nach Battambang mit dem Boot berichten. Chris war ja davon ueberzeugt, dass wir mit einem Tragfluegelboot unterwegs sein wuerden und hat eine Flasche Whisky verloren! Wir fuhren mit einem hoelzernen Kutter. Die Fahrtdauer war mit 5 Stunden angesetzt. Als “alte Kambodscha-Hasen” rechneten wir gleich eine Stunde dazu und versorgten uns vorher mit Wasser- und Brotvorraeten.
Die Fahrt begann in den “floating villages” von Siam Reap, fuer deren Besichtigung man uns am Vortag 30 $ abknoepfen wollte. Wir fuhren zunaechst den Fluss entlang, gelangten dann den Tonle Sap (den groessten See Ostasiens), ueberquerten diesen und fuhren wieder einen Fluss (den Namen wissen wir nicht) entlang. Unterwegs faehrt man fast ununterbrochen an schwimmenden Doerfern vorbei. Die Menschen leben dort entweder auf Booten, die aehnlich wie Hausboote eingerichtet sind, auf richtigen schwimmenden Haeusern (die bei Bedarf von Booten wo anders hin geschleppt werden) oder in Haeusern auf hohen Stelzen. Das Leben am Wasser ist wirklich interessant zu beobachten. Es gibt schwimmende Schulen, schwimmende Geschaefte, schwimmende Kirchen und auch die Krankenhaeuser schwimmen. Die Kinder verfallen beim Anblick unseres Bootes alle in einen Wink- und Helloruf- Rausch und vollfuehren waghalsige Sprungkunststuecke ins Wasser. Es war wirklich kurzweilig auf dem immer schmaeler werdenden Fluss zu fahren, doch nach 6 Stunden wurden wir doch ein wenig stuztig – vor allem als einer der Bootsleute signalisierte, dass es noch 3 Stunden dauern wuerde. Chris meinte, das sei ein Scherz – doch leider irrrte er schon wieder! (was er gar nicht gerne tut – vor allem das Zugeben ist sooo schwer!) Nach 7 Stunden Fahrt aenderte sich auch die Vegetation links und rechts des zum groesseren Bach geschrumpften Flusses. Meterhohe, gerade wachsende Stauden in riesigen Pflanzungen saeumten unseren Weg und ploetzlich machte ein Name die Runde: Cannabis – Marihuana! Kilometerweit! Ein Feld nach dem anderen – einfach so! Wir haben fotografiert, gepflueckt, im Internet recherchiert und sind nun sicher: Es war Cannabis! Naja, vielleicht haette uns ein Pfeiferl nach den Strapazen der Reise nicht geschadet!
Auf jeden Fall kamen wir wieder einmal ziemlich geschlaucht in Batambang an, hatten dort wie immer den Stress mit den Tuk Tuk Fahrern die die Ankommenden zu Dutzenden erwarten und fast zerreissen, und landeten in einem sehr billigen Hotel (5 $ fuer beide), wo wir Sat-Fernsehen, Kuehlschrank und einen Ventilator haben. 2 Betten stehen uebrigens auch im Zimmer und das Bad hat ein WC und eine kuehle Dusche! Heute Morgen: Fruehstueck in einem angenehmen Café mit wirklich gutem Kaffee und Kuchen. Natuerlich tauchten dort wieder die Kinder auf, die uns seit Siam Reap immer wieder ueber den Weg laufen: Sie machen total leidende Gesichter, jammern mit fast erstickenden Stimmen vor sich hin und zeigen mit den Haenden eine Essbewegung – soll heissen: wir haben Hunger. Zuerst ist man schockiert und denkt sich “die Armen”, doch dann kommt man drauf, dass die Kerle sehr wohl gut genaehrt sind und nur um Geld, Kuchenstuecke oder teureres Obst betteln, das sie sonst nicht so leicht bekommen. Gibt man ihnen nichts, laufen sie irgendwann lachend davon und spielen weiter. Wir haben auch schon erlebt, dass Muetter aufgetaucht sind und mit ihren Kindern schimpften, weil sie bettelten. Es ist wirklich schlimm, wie gut glaeubige Reisende ausgenutzt werden, denn wir haben schon viele Touristen gesehen, die ganz geschockt ob der hungrigen Kinder Geld oder Nahrung hergegeben haben. So lernen die Kinder, man muss nur moeglichst arm dreinschauen und dann kommt das Geld von ganz alleine! Es gibt auch schon ganze Familien, die von dieser Art des Gelderwerbes leben! Die Kinder liefern dann das soeben Erbettelte an die Erwachsenen ab.
Wir glauben beide nicht, dass hier in Kambodscha irgendjemand verhungern muss. Das Land ist sehr fruchtbar und die Lebensmittel des taeglichen Bedarfs sind auch nicht teuer. Man hat den Eindruck, dass sich hier im Nordosten eine Einstellung wie in vielen Laendern der 3. Welt verbreitet: “Wozu sollen wir uns selbst anstrengen? Die Leute aus dem Westen haben so viel, und vor allem haben sie ein schlechtes Gewissen, wenn sie arme Menschen sehen – wenn wir das nutzen, haben wir ein bequemes Leben!” Mit dieser Einstellung kommen wir nicht gut klar und wollen sie auch auf keinen Fall unterstuetzen, weil sie die Menschen dieses Landes vom Westen abhaengig macht und entmuendigt. Sie degenerieren dann zu Almosenempfaengern.
Morgen mittags geht es weiter Richtung Bangkok mit dem Bus. Als Fahrzeit sind 9 Stunden veranschlagt - wir lassen uns gerne ueberraschen...
Am Montagabend geht unser Flug Richtung Heimat - vielleicht gibt es noch einen Bericht aus Bangkok.
Auf jeden Fall verabschieden wir uns mit diesem Bericht aus Kambodscha, danken allen, die uns mit Gedanken (eure guten Gedanken haben uns sicher ueber so manche Huerde gefuehrt!) und Kommentaren begleitet haben so und freuen uns auf ein Wiedersehen in der Heimat - mal sehen, ob wir uns an die Ordnung zuhause wieder gewoehnen koennen :-)

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