Mittwoch, 15. August 2007

Angkor - what?

Hier in Siam Reap ist es ueblich sich einen Tuk Tuk Fahrer mit entsprechendem Gefaehrt fuer einen Tag zu mieten und die Anlagen von Angkor zu besuchen. Nicht so wir: Wir mussten uns je ein Fahrrad leihen und mit diesen (zugegeben Mountainbikes) in Richtung Tempel- und Palastanlagen fahren. Nicht einkalkuliert hatten wir das Wetter - es hatte an unserem Besichtigungstag lockere 40 Grad im Schatten!!! Die Anlagen sind doch einige km ausserhalb der Stadt und die anstrengenden Busfahrten steckten uns auch noch in den Knochen. So die Begleitumstaende.
Jetzt aber zu den Anlagen von Angkor: Sie liegen im Umkreis von 300 qkm verstreut und die aeltesten stammen aus dem Jahr 802 n. Chr. Es sind hauptsaechlich Koenigspalaeste - jeder neue Koenig baute sich einen neuen Palast und Heiligtuemern sog. "Wats" (daher auch der bei uns bekannte Name Angkor Wat). Bis 1431 wurden die Anlagen als Koenigswohnungen und Heiligtuemer genutzt, dann wurden die Anlagen dem Dschungel ueberlassen.
1570 entdeckte Koenig Satha die Anlagen wieder fuer sich und liess den inzwischen wuchernden Urwald roden. Er lebte bis 1594 dort und zog sich dann aus unbekannten Gruenden wieder nach Lovek zurueck. Danach wurden die Heiligtuemer zwar von der Bevoelkerung weiter genutzt, aber die Palaeste und Stadtanlagen verfielen und in Europa blieben nur Erzaehlungen ueber eine geheimnisvolle untergegangene Stadt tief im kambodschanischen Dschungel.
1858 berichtete ein ein franzoesischer Missionar ueber Angkor in seinen Reiseberichten und 1867 gab es die ersten Fotos.
1898 wurde Angkor zum ersten Mal vermessen und kartographiert und seither wird an der Erforschung und der Erhaltung der Anlagen von Archeologen aus aller Welt gearbeitet.
Leider gibt es fast keine schriftlichen Aufzeichnungen aus der Angkor-Zeit und so muessen die Daten und Fakten muehsam erarbeitet und erforscht werden.
Der Eindruck, den diese Relikte einer alten Kultur bei mir hinterlassen haben, ist ein zwiespaeltiger: Einerseits sind die Architektur und die Feinheit der Steinmetzarbeiten ueberwaeltigend, andererseits muss ich immer daran denken, dass die einfachen Menschen zur damaligen Zeit wahrscheinlich in primitivsten Huetten gewohnt haben und die Bauwerke Angkors vom Groessenwahnsinn der damals Herrschenden auf Kosten der einfachen Bevoelkerung erzaehlen. Schon allein der Gegensatz der Behausungen der Menschen im heutigen Kambodscha und diesen riesigen prunkvollen Anlagen macht mich nachdenklich. Wir bewundern eigentlich die Relikte machtluesterner, ruecksichtsloser Despoten! Nichts desto trotz hinterliess Angkor einen grossen Eindruck bei uns und wir sind eigentlich ein wenig erstaunt darueber, dass man diese Anlagen nicht in die Reihe der 7 Weltwunder der Neuzeit gereiht hat.
Nach schweisstreibenden Kilometern am Rad und ca. 10 l Wasserverbrauch (zum Trinken - nicht zum Duschen!) machten wir uns abend auf den Weg zurueck in unser Hotel. Voll von Eindruecken und auch ein wenig nachdenklich ueber die Frage: Was bewundern wir in unserer Welt?
Heute haben wir vormittags die floating villages am Tonle sap (dem groessten See Ostasiens) besucht und dabei erstmals mit den Methoden kambodschanischer Touristenmafia gekaempft und uns nicht unterkriegen lassen. Wir haben den schwimmenden Markt zu Fuss erforscht und sind nicht um 30 $ mit dem Boot gefahren, obwohl uns versichert wurde, dass es nur diese Moeglichkeit gaebe. Am Nachmittag haben wir das Kinderspital besucht, in dem Maria gearbeitet hat und dort ein Physiotherapie-Netz installiert hat. Das Krankenhaus ist gesteckt voll und taeglich werden ca. 400 Kinder ambulant kostenlos behandelt. Auch der Krankenhausaufenthalt kostet nichts. Das Krankenhaus wird ausschliesslich ueber auslaendische Geldgeber finanziert. Und das in einem Land in dem vor mehr als 1000 Jahren solche Bauwerke geschaffen wurden! Hier beginnt wieder die Nachdenklichkeit - reiche Kambodschaner lassen sich und ihre Kinder in Thailand behandeln - hat sich fuer das Volk von Kambodscha in den letzten 1000 Jahren etwas veraendert?
Morgen geht es um 6 Uhr frueh weiter nach Batambang - mit dem Boot. Wir hoffen auf diesem je einen ganzen Sitzplatz zu ergattern :-)

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

grüß euch! wiedermal lass ich mir nicht nhmen auch meinen senf dazuzugeben.
Liebe frau taucher. ich kann sehr gut nachvollziehen was ihnen durch den kopf gegangen ist wenn sie solche bauten sehn. mir wäre es wahrscheinlich auch nicht besser gegangen.... aber dazu kann ich nur eines sagen: ihr sohn und ich werden bessere herrscher sein, wenn wir die uniherrschaft an uns gerießen haben!
der zu hause sehnlichst erwartende andi t.

Anonym hat gesagt…

Bei uns gab es gestern die Meldung dass ein Forscherteam rund um Angkor eine weitere Riesensiedlung gefunden hat. Insgesamt soll sich jetzt alles auf über 1000qkm erstrecken. Könnts also gleich wieder losradeln.....

LG
Andy

Anonym hat gesagt…

Lieber Andi T.!
Ich dachte, dass Chris und du (sind wir nicht per du?) die Weltherrschaft an euch reissen wolltet - hab euch wohl ueberschaetzt! Halt aus - die Trennung von Chris dauert nicht mehr lang - sind praktisch schon am Heimweg!
lg. Irene

Anonym hat gesagt…

Lieber Andreas (zur besseren Unterscheidung)!
Hab eigentlich genug von Tempeln, vor allem auch wegen der Aussentemperaturen (ich schaetze weiterhin sicher 40 Grad im Schatten). Man rinnt staendig aus und muss staendig trinken. Sonst alles o.k.

ChrisDiver hat gesagt…

hey andi toesch!
ich habs jetzt meiner mum extra no amal erklaert: eines nach dem anderen!
zuerst die herrschaft bei unseren freundinnen - dann die uni - und erst in 3-4 wochen die weltherrschaft! :-)
bis baldigst auf a bier!
chris

ChrisDiver hat gesagt…

servas andy k.!
es gibt da in angkor uebrigens einen marathon (+ 10km lauf und halbmarathon!) mitten durch die riesen tempelanlage! wir haben die markierungen gesehen!
maybe naechstes jahr?

bis bald!
chris